Leserbriefe
Leserbrief TAH, 19. Sep 2012
Eine weitere Ohrfeige für die Bürger im Weserbergland
Mittlerweile kann man nicht mehr an Zufälle glauben, wenn man sich den Werdegang unserer Politiker vor Ort so ansieht. Es fängt mit zugesagten Zuschüssen von 100.000 Euro der Samtgemeinde Bodenwerder-Polle an, zieht sich über den Kreis Holzminden mit 200.000 Euro für eine neue Abwasserleitung (Brevörde-Holzminden), obwohl die Altlasten noch nicht getilgt sind und Innenminister Schünemann eine Haushaltssperre angeordnet haben soll.
Und jetzt folgt die Aufweichung des Landschaftsschutzgebietes Wesertal. Diese Sachen reichen eigentlich vollkommen aus, um erkennen zu lassen, für wen und welche Bürger die politischen Abgeordneten (von Bürgern gewählt) gewillt sind sich einzusetzen und für wen nicht. Des Weiteren ist festzustellen, dass wir hier das Weserbergland sind und nicht Voglerumland. Und als kleine Information am Rande: auch auf unserer Seite der Weser, also direkt vor der Haustür, brüten und nisten artgeschützte Tiere wie der Rotmilan und weitere geschützte Arten.
Mann kann nur feststellen, dass hier einige Politiker und Kreistagesabgeordnete sich ihrer Pflichten nicht bewusst sind, was hier zu tun ist. Hier scheinen die finanziellen Verlockungen und politischen Vorgaben stärker zu sein als der gesunde Menschenverstand. Darum denken Sie nach und informieren Sie sich ausführlich, worum es hier in Wirklichkeit geht. Denn bald sind wieder Wahlen und dort haben die Bürger die Möglichkeit, die politischen Mehrheitsverhältnisse zu ändern. Denn so kann es und darf es nicht weitergehen.
Fazit aus dieser Sache: hier sollen oder werden einige scheinbar gleicher und bevorzugter behandelt als andere, und die eine oder andere Ausnahmeregelung soll dafür herhalten, dass alles gesetzeskonform bleibt.
Was für ein Armutszeugnis auf politischer Ebene will man sich hier selbst bloß ausstellen. Von der menschlichen Seite ganz zu schweigen.
Darum erteilen Sie dieser Änderung ein klares Nein in jeglicher Hinsicht und denken Sie noch einmal genau darüber nach, wenn sie über eine so wichtige Sache abstimmen. Denn auch ihre eigenen Kinder und die in ihrer jetzigen Form vorliegende Naturlandschaft werden es ihnen danken. Und nicht zuletzt der Wähler.
Andreas Stapel, Polle
Leserbrief TAH, 29. Feb 2012
Basta-Politik im Samtgemeinderat
Wie im TAH vom 25.2.2012 zu lesen war, fragt sich Samtgemeindebürgermeister Lienig, warum immer wieder an der Glaubwürdigkeit der Aussagen des Wasserverbandes gezweifelt werde? Das liegt daran, dass der WVIW vor Gericht zwei Niederlagen einstecken musste, den Rat in geheimer Sitzung informiert, aber die Bürger von der Notwendigkeit der Leitung nicht zu überzeugen vermag.
Noch am 4.2.2012 schreibt der TAH, dass die SPD-Fraktion sich dafür ausspricht, dass der Bau keine Auswirkung auf die Gebühren haben darf und die Bürger umfassend informiert werden müssen: „Deshalb werde es am 23. Februar eine öffentliche Ratssitzung geben, bei der die Abwasserleitung Brevörde-Holzminden das einzige Thema sein werde.“ Herr Lienig erklärt jedoch in der Sitzung, es gehe lediglich um die Aufhebung des Sperrvermerks! Die Bürger erwarteten Informationen, erfahren aber stattdessen, dass die Ratsmitglieder eine Woche zuvor in einer nicht-öffentlichen Sitzung informiert, darüber aber zur Verschwiegenheit verpflichtet wurden!
Das niedersächsische Institut für Wirtschaftsforschung (NIW) hat in einer Studie vorgerechnet, dass der Kreis Holzminden 20,6% seiner Einwohner bis zum Jahr 2025 verlieren wird. Der TAH berichtete darüber am 12. Mai 2010 mit der Überschrift „Kein Arzt, keine Schule, kein Laden“. Ich möchte ergänzen: „aber eine Molkerei und einen Wasserverband“. Nehmen wir die Prognose vom NIW ernst, werden von den derzeitigen 1200 Poller Bürgern bis zum Jahr 2025 rund 950 übrig bleiben. Wie in dem Schreiben der Anwältin des WVIW an das OLG Celle zu lesen war, ist in den Jahren 2009 und 2010 deutlich weniger Abwasser eingeleitet worden als vom WVIW prognostiziert. Angesichts rückläufiger Einwohnerzahlen und damit einhergehender rückläufiger Abwassermengen reicht die Kläranlage in Brevörde für die Einwohner völlig aus!
Für die Gebührenzahler ist entscheidend, nicht zur Kasse gebeten zu werden, für eine Leitung, die allein auf Grund erhöhter Abwassermengen der Firma Petri benötigt wird. Zumal sich die Firma nur für 5 Jahre zum Standort Glesse bekennt. 5 Jahre Standortzusage für eine in die Zukunft weisende Investition dieser Größenordnung und eine Transportleitung, deren Abschreibungsdauer 50 Jahre beträgt!
Ich frage mich auch, warum die Samtgemeinde Bodenwerder-Polle im Hinblick auf die Zusammenführung der Abwasserhaushalte bis 2014 nicht eine einheitliche Abwassergebühr im gesamten Gemeindegebiet einführt? Denn nach den Worten des Ratsherrn Schmidt „sind wir als Samtgemeinde eine Solidargemeinschaft“ (Zitat TAH vom 9.10.2011 anlässlich der Nachtragshaushaltsdebatte).
Abschließend möchte ich bemerken, dass ich das Rechtsverständnis einiger Ratsmitglieder bedenklich finde. So stellte Ratsherr und CDU-Fraktionsvorsitzender Weiner die 76 Poller Kläger, die vor dem OLG Celle ihr gutes Recht bekommen haben, als Querulanten dar, die der Gesamtheit Schaden zufügen - nämlich dadurch, dass nun in ganz Niedersachsen die Satzungen überarbeitet werden müssen. Ja, so ist das, wir leben in einem Rechtsstaat! Und wenn Herr Weiner nach der Sitzung nebenbei bemerkt, man müsse über Enteignungen der Bürger nachdenken, deren Ländereien den Trassenverlauf behindern, dann wird er auch den Rechtsstaat in Anspruch nehmen müssen! Enttäuschend, dass Ratsherr Meinders als stellvertretender Gemeindedirektor und erster stellvertretender Bürgermeister von Polle die Bemerkungen von Herrn Weiner nicht im Namen aller Poller Bürger mit Nachdruck zurückgewiesen hat.
Prof. Gabriele Bannert, Polle
Leserbrief TAH, 30. Juli 2010
Danke und bleibt am Ball
Nun ist es einen Monat her, dass ein Aufatmen durch unsere Region ging, als der TAH am 29. Juni titelte: „Holzmindener Kreistag stoppt Petris Ziegenprojekt".
Das Weserbergland ist unsere Heimat, in der wir uns trotz der hohen Arbeitslosigkeit und mangelnden Infrastruktur sehr wohl fühlen. Wir lieben sie nicht zuletzt um ihrer landschaftlichen Schönheit willen, die auch unsere auswärtigen Freunde, Gäste und Touristen sehr zu schätzen wissen. Als wir daher hörten, dass die Firma Petri tatsächlich ernsthaft das Projekt verfolgte, auf dem Heidbrink im wunderschönen Weserbogen eine Massentierhaltung mit 7.500 Milchziegen zu betreiben, hielten wir das zunächst für einen schlechten Scherz. Als wir jedoch erfuhren, dass Kreispolitiker eine Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes befürworteten, um die Voraussetzung für eben dieses Projekt zu schaffen, waren wir wie gelähmt. Hatte der Landkreis auch nicht gerade erst einen der schönsten und letzten Abschnitte unseres beliebten Weserradweges über die Domäne freigegeben? Wie konnte es sein, dass er plötzlich das, was er so stolz als Schatzkammer des Weserberglandes bezeichnet, zum Schaden seiner Bürger für einen Einzelnen opfern wollte?
Mit zunehmendem Alter braucht man den größten Teil seiner noch verbliebenen Energie, um sich mit den Widrigkeiten des Alltags auseinanderzusetzen. Es bleibt nicht mehr viel übrig für den so wichtigen Kampf für eine lebenswerte Zukunft und gegen Landschafts-und Umweltzerstörung. Um so mehr freuen wir uns, dass so viele engagierte und couragierte Menschen ihre Zeit und Kraft für dieses Ziel geopfert haben: Vor allen die so umsichtig und taktisch klug agierende BI Weserbogen. Unser Dank gilt allen, die Unterschriften gesammelt, Flugblätter, Leserbriefe und Informationen verfasst, Referate gehalten, Bürgerversammlungen und Podiumsdiskussionen vorbereitet und durchgeführt haben, allen, die sich mit den zuständigen Politikern in Kontakt gesetzt oder ihren Protest auf den Kreistagssitzungen zum Ausdruck gebracht haben. Euch allen gratulieren wir zu diesem Erfolg, den wir zweifellos in erster Linie eurem Einsatz zu verdanken haben.
Zum Schluss noch eine Bitte: Gebt die Erfahrungen, die ihr im Kampf gegen die Ziegenfabrik gesammelt habt, weiter an andere Initiativen gegen industrialisierte Massentierhaltung wie zum Beispiel die geplanten Mastställe für 80.000 Hähnchen an der B 240 zwischen Lüerdissen und Dielmissen. Denn bei eingehender Betrachtung gibt es nicht ein einziges stichhaltiges Argument für diese „Organisierte Verantwortungslosigkeit". So bezeichnen die Massentierhaltung nämlich 250 niederländische Professoren, die sich auf Grund der jüngsten Erfahrungen mit der Q-Fieber-Epidemie zusammengeschlossen haben, um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu zeigen. In ihrer Veröffentlichung vom 19. Mai weisen sie nach, dass selbst die Argumentation der wirtschaftlichen Vorteile Schlichtweg falsch ist, weil sie die hohen Kosten nicht berücksichtigt, die Mensch, Tier und Umwelt durch die Fleischproduktion entstehen. Und wie zur Bestätigung erscheint Anfang Juli im TAH die Meldung, dass die hohe Nitratbelastung der Weser an den niedersächsischen Küstengewässern zu Algen und Schaumbildung führe. Das Umweltministerium in Hannover weiß um die Problematik, dass Gülle aus Massentierhaltungen zu einer extrem hohen Nitratbelastung der Weser führt. In welcher Bilanz tauchen eigentlich solche Folgeschäden und Kosten auf?
Darum noch einmal: Herzlich Glückwunsch, genießt Euren Erfolg, aber ruht Euch nicht darauf aus, sondern bleibt am Ball!
Gabriele Krocczynski,
Ulrich Kriegel
Bevern
sowie Helma Weidenhaupt,
Gisela Herbst,
Renate Mantus
Lesermeinung (anlässlich der Sondersitzung des Kreistages am 28.6.10 an den TAH geschickt)
Ziegenfabrik und Hähnchen-Highway
Wenn inzwischen die FDP bundesweit mit 5% an der Börse gehandelt wird, ist es nicht verwunderlich, wenn die Kreistagsfraktion wie ein angezählter Boxer die mentale Kontrolle verliert, zumal die Auguren der ehemaligen Pünktchen-Partei für die Kreistagswahl im nächsten Jahr ein Ergebnis noch unter dieser Traumquote voraussagen. Petri Heil!
Wie auch immer – mit Logik ist es jedenfalls nicht begründbar, wenn die FDP im Kreisausschuss am 07.06.2010 die endgültige Vorlage der wiederholt angemahnten Unterlagen für die geplante Ziegenfabrik auf dem Heidbrink auf den 30.06.2010 terminiert, eine Woche später dann aber bereits das Teillöschungsverfahren Landschaftsschutzgebiet „Wesertal“ auf die TAO des Kreistages am 28.06.2010 setzen lässt.
Zudem hatte ihr Vorsitzender nach der angeblich beschlussunfähigen Kreistagssitzung am 14.06.2010 noch SPD und Grünen unterstellt, sie wollten lediglich die in der Urlaubszeit mitunter wechselnden Mehrheitsverhältnisse für ihre Ziele ausnutzen. Anscheinend hat er seinen Getreuen nunmehr eine Urlaubssperre verordnet, um den Profitinteressen ihres Klientels trotz der Schulferien noch gerecht werden zu können.
Schließlich soll die Untere Denkmalbehörde in vorauseilendem Gehorsam nicht umsonst eine der letzten Renaissance-Stallgebäude Niedersachsens auf der Domäne Heidbrink haben abreißen lassen.
Solange man noch knappe Mehrheiten im Kreistag auf seiner Seite weiß, ist Eile geboten, schließlich hat schon der nächste Agrarfabrikbetreiber in der Nachbargemeinde Eschershausen angeklopft. Es hat sich mittlerweile im Lande herumgesprochen, dass berechenbare Mehrheitsverhältnisse im Landkreis zu günstigen Bedingungen kulant über lästige Rechtsbarrieren verhelfen, auch wenn mit dem nachhaltigen Ausverkauf schützenswerter Landschaft für ein paar Silberlinge Verrat an kommenden Generationen begangen wird.
So opfert man nicht nur der Profitgier seine kostbarste Ressource, sondern trägt dazu bei, dass gleichzeitig traditionelle Agrarmärkte in anderen Weltregionen durch hochsubventionierte Exportwaren mit verheerenden Folgen zerstört werden, was die Marktliberalen jedoch völlig ungerührt lässt.
Himmel, wirf Hirn auf diesen Kreistag!
Friedhelm Knipping-Petri
Stadtoldendorf
Leserbrief TAH, 17. Juni 2010
"Ein Sauhaufen - oder doch eine Ziegenfabrik?"
Es fällt einem zwangsläufig dieser uralte Begriff aus der Landwirtschaft ein. Man fragt sich in letzter Zeit immer häufiger, was das denn sei, was einzelne Politiker in zunehmender Zahl gerade reitet. Man kann noch nicht einmal genau sagen, dass der Eklat der Kreistagssitzung am Montag der Höhepunkt andauernder Politikkuriositäten ist, dafür lassen zu viele Verhaltens- und Entscheidungsweisen den armen Michel zu oft staunend zurück. Auch ich bekomme meinen Mund kaum noch zu, aber so kann man die Kröten leichter hineinstopfen. Die will ich jedoch nicht so einfach schlucken.
Das Theater um die ominöse Ziegenfabrik scheint allen Politclownesken den Rang ablaufen zu wollen. Trotz eines eindeutigen Bürgerwillens drehen und winden sich Politiker, wo sie nur können. Der eigentliche Akteur bleibt im Hintergrund, als ob er lediglich seine Vasallen vorzuschicken braucht. Verfahrensunterlagen werden nicht eingereicht, Fristen, die für jeden Normalbürger rechtlich bindend wären, nicht eingehalten - ohne Konsequenzen. Man hätte dem Herrn Betreiber sogar eine asphaltierte Straße und einen neuen Abwasserkanal auf Kosten der Steuerzahler spendiert.
Konstituierende Sitzungen finden hinter verschlossenen Türen statt, als hätte man etwas zu verbergen oder als wäre man zu feige, sich den berechtigten Anliegen der dort lebenden Menschen zu stellen. Merkwürdig ist auch, dass der Umweltminister, der eigentlich die Natur vor zu viel Ausbeutung schützen sollte, gerade der Partei angehört, die die Zerstörung des Weserbogens Polle am nachhaltigsten unterstützt. Landschaftsschutzgebiete sind Gemeingut - und das generationenübergreifend! Jeder, der heute, mit dem heutigen Wissen, ein Stück intakte Natur aus Profitgier zerstört, vergeht sich an den folgenden Generationen.
Zum Glück gibt es in diesem Fall eine Reihe von Bürgern und auch von politischen Parteien, die eine Menge Gegenwehr leisten. Sonst wäre das Projekt massiver Umweltzerstörung schon längst durchgewunken.
Wolfgang Menz
Holzminden
Leserbrief TAH Sonnabend, 05. Juni 2010
Welcher Teufel hat Sie da geritten?
Offener Brief an Hermann Grupe,
Fraktionsvorsitzender der FDP im Kreistag
Sehr geehrter Herr Grupe, da gab es im Oktober 2009 die Entscheidung, das Verfahren zur Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes Wesertal auszusetzen, weil deutlich geworden war, dass die Dimensionen des geplanten Ziegenprojekts detaillierte Informationen erforderten. Daraufhin wurden vom Landkreis unter Fristsetzung Unterlagen (Visualisierung des Bauvorhabens, eine spezifizierte Betriebsbeschreibung und ein Emissionsgutachten) eingefordert, die inzwischen auch vorgelegt wurden, dem Landkreis wohl aber qualitativ für die Bewertung des Vorhabens nicht ausreichen.
Das Verfahren steckt zum jetzigen Zeitpunkt in einer Sackgasse, die EU-Vorschriften lassen die geplante ganzjährige Stallhaltung der Ziegen nicht zu, auch das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat den erhofften Ausweg nicht aufgezeigt, das Ziel ist so zum Teil nicht erreichbar.
Nun machen Sie sich zum Erfüllungsgehilfen, behaupten in Ihrem Antrag, dass die notwendigen Unterlagen ja vorliegen und forcieren die Teillöschung, obwohl die inhaltlichen Fragen genauso wie im Oktober 2009 offen sind und eine Lösung derzeitig nicht in Sicht ist. Der Griff in diese „Trickkiste" soll im Vorfeld den Weg ebnen und die Klärung der berechtigten Interessen der Bürger soll unter den Tisch fallen.
Wo bleibt dabei Ihre politische Verantwortung gegenüber der Bevölkerung der Region um Polle, das als Allgemeinwohl zu den Interessen des Antragstellers abgewogen werden muss? Sind die Belange der Einwohner, denen zuvor umfassende Informationen und Verfahrensbeteiligungen zugesagt wurden, für Sie so nachrangig?
Wie stellen Sie sich Ihrer Verpflichtung, für den gesundheitlichen Schutz der Menschen zu sorgen, wenn durch einen Q-Fieber-Ausbruch im Weserbergland für die Bevölkerung und den Tourismus katastrophale Folgen auftreten. Im Infektionsradius von zwei Kilometern wären die Bewohner von Brevörde, Polle, Heinsen und Meiborssen nach holländischem Beispiel im Sperrgebiet an Leib und Leben gefährdet. Selbst Professor Ganter, Tierärztliche Hochschule Hannover, hat den erhöhten Infektionsdruck in Intensivtierhaltung bestätigt. Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass der Q-Fieber-Erreger Coxiella burnetii wegen seines hohen Gefährdungspotenzials Bestandteil des biologischen Waffenarsenals ist?
Sind Sie darüber aufgeklärt, dass das Vorhaben auch baurechtlich gar nicht genehmigungsfähig ist? Bauvorhaben im Außenbereich können nach der Rechtslage des Baugesetzbuches nur genehmigt werden, wenn unter anderem die Erschließung gesichert ist.
Da aber der Wasserverband Ithbörde/Weserbergland beschlossen hat, die Abwasserleitung über den Heidbrink nach Holzminden nicht zu bauen, sind die Voraussetzungen nach Paragraf 35 Baugesetzbuch für eine Baugenehmigung gar nicht gegeben, abgesehen davon, dass dieser Gewerbetrieb die Kriterien für die Privilegierung eines Vorhabens auch nicht erfüllt.
Ich frage Sie: Wie wollen Sie mit Ihrer Fraktion, die sich freien demokratischen Grundsätzen verpflichtet hat, den Bürgern entgegentreten, deren Stimme Sie für die Kommunalwahl im September 2011 wieder gewinnen wollen? Weit über Polles Grenzen hinaus stellen Sie sich mit diesem Antrag ins Abseits.
Ulrike Weißenborn
Polle
Mitglied der BI Weserbogen
Leserbrief Freitag, 04. Juni 2010
Wer bekommt Recht auf dem Heidbrink?
Kurz vor den Weihnachtsferien 2009 hatte die Mehrheitsgruppe im Kreistag Holzminden einen Antrag auf Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes Wesertal eingereicht, der dann aber kurzfristig von der Tagesordnung genommen wurde.
Kurz vor den Sommerferien 2010 bringt die FDP jetzt erneut einen Antrag für die Kreistagssitzung am Montag, 14. Juni, auf den Weg, die Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes Wesertal zu beschließen, um dadurch den Bau der Massentierhaltung auf dem Heidbrink möglich zu machen. Schließlich habe das Unternehmen Petri einen Anspruch auf zügige Fortsetzung des Verfahrens und auf eine Entscheidung. Der Beschluss des Holzmindener Kreistages vom 12. Oktober 2009, der das Verfahren ausgesetzt hatte, muss dazu aufgehoben werden, ohne dass alle Fragen zum Landschaftsbild, zum Gesundheitsrisiko durch das Q-Fieber und den Emissionen der Massentierhaltung geklärt sind. (Täglicher Anzeiger vom 3. Juni 2010).
Wo bleiben hier die Bedenken der Samtgemeinde Polle-Bodenwerder und was wird aus der Bürgerbeteiligung?
Auf Nachfrage zum Verfahren teilte der Landrat des Landkreises Holzminden am 29. Januar 2010 mit, dass als nächster Schritt die öffentliche Auslegung vorgesehen sei, sollte das Verfahren wieder aufgenommen werden. „Ohne diesen Verfahrensschritt kann auch keine rechtskräftige Entscheidung im Kreistag getroffen werden."
„Petri ist erschüttert wegen der Aussagen von SPD und Grünen", schrieb der TAH am 23. April 2010, als der SPD Samtgemeindebürgermeister-Kandidat Joachim Lienig seine ablehnende Haltung zu dem Ziegenprojekt deutlich machte. Herr Petri, der an seinen Plänen festhalte, wünsche sich nur, dass man ihn und sein Projekt nach Recht und Gesetz behandeln sollte.
Genau das wünschen die Anlieger sich auch.
Joachim Gückel
Polle
Lesermeinung TAH vom 16. 3. 2010 (-Teil 2-)
Q-Fieber ist eine große Gefahr für alle
In den südlichen Niederlanden haben sich in den letzten Jahren die Infektionen mit Q-Fieber ausgebreitet. Q-Fieber ist eine gefährliche Infektionskrankheit, die dort besonders bei Ziegen auftritt und die von den Tieren auf Menschen übertragen wird. In 2009 sind allein 2.300 Menschen nachweislich an Q-Fieber erkrankt, mindestens sechs Personen sind daran gestorben.
Zu Q-Fieber geben das Robert-Koch-Institut und das Gesundheitsamt Holzminden folgende Informationen: „Infizierte Tiere scheiden bei Fehlgeburten und in der Nachgeburt den Erreger millionenfach aus. Die Ausscheidung erfolgt aber auch über Kot, Urin und Milch, der Erreger ist hochansteckend. Die Übertragung erfolgt meist durch Inhalation kontaminierten Staubs, der Kontakt mit infizierten Tieren ist gar nicht erforderlich. Der Staub kann im Umkreis von einigen Kilometern ansteckend wirken. Die Ausbringung des Mistes auf den Feldern verbreitet die Erreger. Die Bakterien haben eine sehr lange Überlebensfähigkeit: in Milch 90 bis 273 Tage, in Butter und Weichkäse: 42 Tage, in trockenem Staub, Wolle und Zeckenkot: ein bis zwei Jahre!
Zur Eindämmung der Q-Fieber-Epidemie wurden in den Niederlanden von Dezember 2009 bis Mitte Februar 2010 etwa 40.000 infizierte Ziegen gekeult. Die Tötungsaktion erfolgte per Giftspritze direkt in den Ställen. Aus Angst, es könnte vor lauter Stress zu Frühgeburten und damit weiteren Ausscheidens von Q-Fieber-Bakterien kommen, wurde auf einen Abtransport der lebenden Tiere verzichtet. Der Transportverzicht lebender Ziegen war schon frühzeitig vor mehr als einem Jahr ausgesprochen worden, trotzdem wurde die Ausbreitung der Krankheit damit nicht verhindert. Zuletzt wurden in den Niederlanden Zuchtverbote verhängt.
Beim Menschen beginnt die akute Infektion meist mit hohem Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen. Q-Fieber kann zu Lungenentzündungen, Hepatitis und Herzerkrankungen führen. Bei Schwangeren werden Fehl- oder Frühgeburten ausgelöst. Gefährdet sind die Beschäftigten der Massentierhaltung, Anwohner der Orte Polle, Heidbrink, Heinsen, Brevörde und der Weserfähre Polle sowie des Weserradweges und alle Gäste in diesem Gebiet.
Forderung: Die direkt betroffenen Bürger der Gemeinden fordern einen Sicherheitsabstand zu einer geplanten Massentierhaltung von Ziegen von mindestens sechs Kilometern. (Nachweis aus den Niederlanden, dass der Erreger über die Luft bis zu vier Kilometer übertragen wird.) Die Bürger fordern außerdem, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die Ziegenfabrik durchgeführt wird. Wir wollen im Weserbogen und in den betroffenen Orten keine Luft mit Q-Fieber Erregern!
Fazit: Unsere politischen Vertreter der Gemeinde und der Samtgemeinde Polle haben die Sorgen der Bürger bisher nicht gewürdigt. Auch der Landkreis Holzminden mit der CDU-FDP-UWG-Gruppe fördert dieses Projekt und wollte bereits am 21. Dezember 2009 die Teillöschung des Heidbrink aus dem Landschaftsschutzgebiet „Wesertal" beantragen. Diese Entscheidung ist jetzt für den 3. Mai 2010 vorgesehen. Warum haben sich die politischen Vertreter nicht frühzeitig ausreichend informiert oder wurden hier leichtfertig Entscheidungen gegen den Bürger getroffen?
Die betroffenen Bürger sollen ihre Wahlentscheidung zur Samtgemeindewahl bedenken, denn auch die derzeitige Erhöhung der Wassergebühren ist im Zusammenhang mit diesem Projekt der Massentierhaltung zu sehen. Alle betroffenen Bürger sollten Ihre politischen Vertreter in die Pflicht nehmen, dass dieses Ziegenprojekt auf dem Heidbrink nicht realisiert wird.
Bärbel Holtfort
Christina Kemna
Polle
(diesen Leserbrief als pdf-Download)
Lesermeinung TAH vom 13. 3. 2010 (- Teil 1 -)
Landschafts- und Tierschutz im Weserbogen?
Das Landschaftsschutzgebiet Wesertal wurde schon 1955 im Gebiet des damaligen Landkreises Hameln-Pyrmont großräumig per Verordnung unter Schutz gestellt, um die Einmaligkeit der Landschaft und des Weserbogens zu erhalten. In den schweren Zeiten kurz nach dem Krieg war es den Entscheidungsträgern so wichtig, diese Region zu schützen und zu sichern.
Der Bau der geplanten Ziegenfabrik lässt sich mit den Zielen und Belangen des Landschaftsschutzgebietes (LSG) Wesertal nicht vereinbaren, deshalb soll vor einem eventuellen Bau das LSG teilweise gelöscht werden. Auf einer Fläche von acht Hektar (80.000 Quadratmeter) soll die Ziegenfabrik dann mitten in dem verbleibenden Schutzgebiet errichtet werden. Faktisch wird eine Teillöschung nur auf der Karte möglich sein, indem das teilgelöschte Gebiet ausradiert wird, im Ergebnis wird das darum herumliegende LSG von den Beeinträchtigungen nicht verschont bleiben.
Die Teillöschung des LSG verbunden mit der Errichtung einer Ziegenfabrik stellt einen großen Verlust für Polle und die Region dar. Das gesamte Weserbergland wird dadurch schweren Image-schaden erfahren. In Polle selbst wird es große Beeinträchtigungen für die Attraktivität geben, die im Weserbogen tiefer liegende Ziegenfabrik wird von allen Seiten her weithin einsehbar sein. Es wird erhebliche wirtschaftliche Einbußen für den Campingplatz und die Burggastronomie geben, ebenso werden die touristischen Ziele: Burgruine, Gierseilfähre und die Weserschifffahrt beeinträchtigt.
Nicht zuletzt wird der Weserradweg als beliebtester Radweg Deutschlands mit jährlich rund 150.000 radfahrenden Touristen über den Heidbrink im Bestand gefährdet. Die Folgen der Löschung der LSG und der Einbußen im Tourismus werden Arbeitsplätze in Polle und der Region gefährden, die angekündigten sechs bis zehn neuen Arbeitsplätze in der Ziegenfabrik werden dies nicht auffangen können. Über den Wertverlust für die Häuser wird auch noch nachzudenken sein.
Das geplante Vorhaben mit ganzjähriger Stallhaltung der Ziegen ist mit den Tierschutzgesetzen nicht vereinbar. Nach der EU-Regelung vom 6. November 1992 sind ganzjährige Stallhaltung und fehlende Ausläufe bei länger dauernder Stallhaltung sowie fehlende Klettermöglichkeiten unvereinbar mit artgerechter Ziegenhaltung. Inzwischen hat auch die Niedersächsische Landesregierung bestätigt, dass bei einer neuzubauenden Ziegenhaltung den Tieren mindestens ein permanenter Zugang nach draußen (in einen Laufhof) ermöglicht werden muss. Der Verbleib der neugeborenen Ziegenlämmer ist immer noch ungeklärt!
Von jährlich rund 12.000 zu erwartenden Lämmern werden nur etwa 3.000 weibliche Tiere zur Nachzucht in den Ställen benötigt, für die restlichen Tiere - insbesondere die rund. 6.000 männlichen Zicklein - gibt es in Europa keinen Markt. Es ist moralisch und ethisch nicht vertretbar, diese Lebewesen als Produktionsabfall zu entsorgen.
Die Bürger sollten ihre Wahlentscheidung zur Samtgemeindewahl Bodenwerder-Polle im Lichte dieser Überlegungen bedenken. Alle betroffenen Bürger sollten ihre politischen Vertreter in die Pflicht nehmen, dass dieses Ziegenprojekt auf dem Heidbrink nicht realisiert wird.
Bärbel Holtfort
Christina Kemna
Polle
(diesen Leserbrief als pdf-Download)
Lesermeinung TAH vom 9. Januar 2010
Bürgerinitiative "Weserbogen" begrüßt den neuen Ortsverband "Weserbogen"
Bezug: Artikel vom 5.1.2010 "CDU Ortsvereine gründen neuen Verband "Weserbogen"
Die Ortsgruppe kommt der Bürgerinitiative mit großen Schritten entgegen. Ein Ortsverband "Weserbogen" ist gegründet, und die Bürgerinitiative "Weserbogen" freut sich über die neuen Freunde und Förderer dieser schützenswerten Landschaft.
Wir hoffen mit vielen auf eine nachhaltige Entwicklung zum Wohle der Gemeinschaft um diesen Weserbogen,- nicht Einzelner. Wir hoffen mit vielen, in Zukunft ein intaktes Ökosystem mit unseren Gästen und den Touristen der Region zu nutzen.
Leider setzen sich manche Politiker für die fragwürdige Industrialisierung des Weserbogens ein.
Schön, dass die Ortgruppe "Weserbogen" erkennt, dass der Weserbogen schützenswert und wichtig ist. Ein Ortsverband müsse sich den Themen der Region stellen, schreiben Sie.
Wir wünschen der Ortsgruppe, dass sie die richtigen Entscheidungen zum Wohle der Region trifft und sind gerne zur Mithilfe bereit.
Georg Petau, für die Bürgerinitiative "Weserbogen"
P.S.: Hier handelt es sich offensichtlich um ein Verwirrspiel des neu gegründeten CDU Ortsverbandes, der sich einerseits den Namen der BI gegeben hat, andererseits bis heute nicht erkennen lässt, dass er sich für die Sache der BI einsetzen wird. Demnächst also aufgepasst, wenn von 'Weserbogen' die Rede ist, dahinter könnte auch die CDU stecken!
G.Bannert, für die Bürgerinitiative "Weserbogen"
Lesermeinung TAH vom 31. Dezember 2009
Heidbrink bei Kopenhagen
Der gescheiterte Klima-Gipfel erfordert nicht zuletzt auch regionale Antworten. Für das umweltbelastende Ziegengroßprojekt auf dem Heidbrink z. B. scheint der Holzmindener Kreistag sie vorerst schuldig zu bleiben. Wahltaktisches Kalkül liegt der Vertagung der zu erwartenden Teillöschung aus dem Landschaftsschutzgebiet auf den 3. Mai 2010 zugrunde. Obwohl der arbeitsrechtlich so sozial eingestellte, umwelt- und denkmalschutzbewusste sowie gesundheitspolitisch verantwortungsvolle und ökonomisch völlig uneigennützig handelnde Unternehmer im Vertrauen auf seine steuerrechtlich exponierte Position meinte, den Anforderungen des Kreistages nicht entsprechen zu müssen, wird die Tigerentenfraktion dem Bau dieser Methangasfabrik die Zustimmung wohl nicht verweigern wollen.
Und diese Entscheidungsträger wissen, was sie tun, wenn 7500 Kraftfutter wiederkäuende Ziegen so viel Methangas erzeugen wie etwa 1500 Kühe. Sie wissen auch, dass Methan 23mal schädlicher als CO2 für die Atmosphäre ist.
Den lästigen Gedanken an die zudem vermehrt durch diese qualvolle Kreaturhaltung auftretenden gesundheitsschädigen Feinstaubemissionen darf der politisch tätige Christ schon mal verdrängen, wenn so viel Gutes von der Ottensteiner Höhe kommt.
Ach ja, Kopenhagen!?
Kein Zufall, dass der Einzelne seitdem vermehrt gerade aus neoliberalen Kreisen auf seine Verantwortung für den Umweltschutz hingewiesen wird. Dies sollten wir in diesem Zusammenhang auch gerne und einsichtig wahrnehmen.
Wer dem Erhalt des Landschaftsschutzgebietes, einer nachhaltigen Landwirtschaft und einem sanften Tourismus sich und kommenden Generationen verpflichtet fühlt, gibt bei der kommenden Samtgemeindewahl nur solchen Kandidaten seine Stimme, die diese Maxime politisch konsequent umsetzen. Wer noch ein Weiteres zur Erhaltung einer gesunden Umwelt tun möchte, kaufe ab sofort nur noch gesunden, wohlschmeckenden Ziegenkäse von artgerecht gehaltenen Tieren.
Sie sehen, verehrte Politakteure, Ihre Appelle fallen auf fruchtbaren Boden – auf schützenswerten Weserterrassenboden.
Susanne und Friedhelm Knipping-Petri
Stadtoldendorf
Lesermeinung TAH vom 22. Dezember 2009
Die Ziege, das Q-Fieber und das Heidbrink-Projekt
In dem Artikel vom 16. Dezember (CDU/FDP/UWG-Antrag zum Ziegenprojekt sorgt für Fragen und Kritik) stellt der TAH die Frage, ob das Q-Fieber Auswirkungen auf eine Genehmigung der geplanten Ziegenhaltung auf dem Heidbrink hätte. Das hat es natürlich nicht. Sonst könnte man ja auch keine Schweine oder Hühner mehr halten, nur weil es Schweine-und Geflügelpest gibt und die Tiere eventuell daran erkranken könnten.
Aber von was reden wir hier überhaupt? Was ist „Q-Fieber"? Es handelt sich um eine durch Bakterien (Coxiella burnetii) verursachte Zoonose (das heißt vom Tier auf den Menschen übertragbar), die 1937 erstmals in Australien unter dem Namen „Query-Fieber" beschrieben wurde und unter den verschiedensten Namen weltweit verbreitet ist. Sie wird unter anderem von Zecken auf Schafe und Ziegen übertragen und gelangt von dort zum Menschen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt nur selten.
Auch in Deutschland tritt die Erkrankung immer wieder auf, es handelt sich dann meist um regional begrenzte Ausbrüche im Zusammenhang mit Schafhaltungen. Der Mensch infiziert sich über die Atemwege mit sporenähnlichen Stadien, die überwiegend mit dem Mist in die Umwelt gelangen, dort über Jahre infektiös bleiben und mit dem Wind bis zu Kilometer weit transportiert werden können. Infektionen beim Menschen verlaufen zu 50 bis 60 Prozent symptomlos, bei den übrigen Erkrankten stehen grippeähnliche Symptome im Vordergrund (Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen). Es können aber auch Komplikationen wie Lungen-, Leber- und Herzklappenentzündungen auftreten, sowie Früh- und Fehlgeburten und vereinzelte Todesfälle. Bei circa einem Prozent der Erkrankten entwickelt sich eine chronische Infektion, die überJahre mit Antitiotika behandelt werden muss.
In den Niederlanden, wo seit einigen Jahren große Milchziegenbetriebe angesiedelt sind, spielt sich derzeit der weltweit größte Q-Fieber-Ausbruch ab. Während vor 2007 maximal 15 Erkrankungsfälle pro Jahr nachgewiesen wurden, sind in diesem Jahr 2.300 Personen erkrankt und sechs verstorben. Untersuchungen haben eindeutig die großen Ziegenbestände als Quelle identifiziert. Die Bekämpfungsmaßnahmen werden von Woche zu Woche hektischer. Während man bis November dachte, man könne das Geschehen durch breitflächige Ziegenimpfungen kontrollieren, wurde jetzt die Tötung von 36.000 Ziegen angeordnet.
Ein Q-Fieber-Ausbruch im Weserbergland hätte für Bevölkerung, aber auch für den Tourismus, insbesondere den Weserradweg, katastrophale Auswirkungen. Wegen der außerordentlichen Widerstandsfähigkeit des Erregers ist auch noch Jahre nach einem Erstausbruch mit Erkrankungsfällen zu rechnen. Q-Fieber bietet zwar keine rechtliche Grundlage für eine Ablehnung des Ziegenprojekts Heidbrink, aber vielleicht eine ethische?
Dr. med. vet. Vera Werner
Holzminden
Lesermeinung TAH vom 22.12.09
Schatzkammer oder Beute?
(Zu den Vorgängen auf der Domäne Heidbrink)
Bisher glaubte ich, in einem politisch kultivierten Landstrich Niedersachsens zu leben.
Mitzuerleben, wie ein Einzelner ungehindert – Menschen, Naturschutzgesetz und Petitionsverfahren missachtend – mit brachialer Gewalt Fakten schafft, um seinem äußerst umstrittenen Vorhaben Raum zu geben, erinnert jedoch an Wildwestmanier.
Von den zweifelhaften Umständen beim Verkauf der Landesdomäne bis zur unzureichenden Informationspolitik des Investors und einiger gewählter Vertreter des Fleckens: ein anrüchiger Skandal, der dem Landkreis schon längst in allen Medien negative Schlagzeilen eingebracht hat.
Während im gesamten Bundesgebiet mittlerweile namhafteste Verbände Widerstand gegen das Projekt Ziegenfabrik äußern, agiert vor Ort eine Bürgerinitiative so umsichtig und kooperativ, dass man nur den Hut vor ihr ziehen kann.
Verehrte Damen und Herren Kreistagsabgeordnete, Sie sind schon bald dazu aufgerufen, über den Antrag auf Teillöschung des Landschaftsschutzgebietes „Wesertal“ zu entscheiden. Ich appelliere an Sie, der Teillöschung nicht zuzustimmen. Erhalten Sie die einzigartigen Naturräume; fördern Sie damit sanften Tourismus, Kunst und Kulturleben in der Region. Verhindern Sie mit Ihrem Votum, dass die zutiefst lebensverachtenden Pläne für die Agrarfabrik weiter gedeihen.
Der Landkreis Holzminden trägt den Titel “Schatzkammer des Weserberglandes“ zu Recht – lassen Sie ihr Glanzstück nicht zur Beute eines Investors verkommen!
Sigrid Sonnenburg, Eschershausen
Lesermeinung im TAH vom 17.12.09
"Ziege, ick hör dir käckern"
Welcher Ziegenbock reitet die CDU-FDP-UWG-Gruppe im Holzmindener Kreistag denn nun schon wieder? Mir ist es unverständlich, warum bei so vielen offenen Fragen bereits jetzt eine Teillöschung aus dem Landschaftsschutzgebiet forciert werden soll. Die Behauptung, der Firma Petri ein klares Signal geben zu wollen, überschätzt die eigene Rolle in diesem „Spiel". Die Signale gingen bis dato von der Firma Petri aus, indem vollendete Tatsachen geschaffen wurden. Es gab, soweit ich informiert bin, Termine, zu denen die Firma Petri Pläne und Gutachten hätte vorlegen sollen. Das war doch ein klares politisches Signal. Hat Petri diese Termine eingehalten? Wenn nicht, ist das nicht ebenfalls ein klares Signal? Ist man sich in der Antrag stellenden Gruppe der Dimensionen dieses Projektes wirklich bewusst und kann man Antworten darauf geben, was mit den tausenden jungen Ziegen geschieht, die die Muttertiere jährlich „produzieren" müssen, damit die Milch fließt? Tiermehl wäre eine Antwort; ich erwarte weitere.
Was die „Empfehlungen für das Halten von Ziegen", die der Ständige Ausschuss des Europarates angenommen hat, angeht, so sind diese durchaus verbindlich. Das mögen, im Fall der Fälle, später die „Rechtsgelehrten" klären, aber bei allen anderen noch offenen Fragen, die dieses Projekt angeht, sollte sich der Kreistag davor hüten, dieses blind voran zu treiben.
Doch Moment: Den unter dem Heidbrink liegenden Kies hat Petri ja auch erworben und das Land Niedersachsen wäre am Erlös des verkauften Kieses zunächst mit 50% beteiligt. „Ziege, ick hör dir käckern." Wie man's auch dreht und wendet: es geht immer um Kies.
Frank Litterscheid
Hehlen
Lesermeinung im TAH vom 02.12.09
Bürger sagen Nein zur geplanten „Ziegenfabrik“
Wie den Lesern des TAH bereits bekannt sei dürfte, plant die Firma Petri im Weserbogen gegenüber Polle auf dem Gelände der ehemaligen Domäne Heidbrink eine gigantische Industrieanlage zur Ziegenmilchgewinnung.
Eine Anlage, in der über 7.000 Ziegen in keineswegs artgerechter Haltung eingebunkert werden sollen - ohne jeglichen Freilauf (im NDR-Fernsehen wurde in der Sendung „Menschen und Schlagzeilen“ bereits darüber berichtet, ebenso mehrfach im TAH). Eine Massentierhaltung von Ziegen in dieser Größenordnung wäre weltweit einmmalig und unter ethischen Gesichtspunkten nicht hinnehmbar, denn sie würde den Tierschutzgedanken verachten. Außerdem wären die negativen Folgen für den Tourismus im Weserbergland unabsehbar.
Die wichtigste Voraussetzung aber für die Verwirklichung dieses fragwürdigen Projekts der Firma Petri wäre die Herausnahme des Heidbrinks aus dem Landschaftsschutzgebiet. Darüber hat der Kreistag in Holzminden zu entscheiden.
Ich appelliere eindringlich an die Mitglieder des Kreistages: Stimmen Sie dagegen.
Hedwig Pape, Polle
Lesermeinung im TAH vom 28.11.09
Ein Märchen über Ziegen und Bananen
Es war einmal ein Ziegenhirt, der meinte, er muss etwas ganz Großes vollbringen. Er kaufte ein großes Gut, welches unter Denkmalschutz stand, und das Ganze in einer wunderschönen Landschaft gelegen. Durch seine Schläue fand sich ein Weg, die Oberen der Bananenrepublik auf seine Seite zu ziehen, so dass es ihm wie mit Zauberhand gelang, dieses Gut abzureißen und gigantische Ställe für seine so geliebten Ziegen zu bauen.
Leider hatte er in seinem Eifer nicht bedacht, wohin mit dem Nachwuchs. Da rief er in seiner Not die Zauberfee: „Hast Du eine gute Idee?“ Sie dachte nach! Jetzt die Erleuchtung! Sie rief die Bürger in den kleinen Orten dazu auf: „Reißt Eure denkmalgeschützten Häuser ab, tut Gutes, baut Ställe für arme, heimatlose Ziegenlämmer auf.“
Dieses nannte die Zauberfee das Gleichheitsprinzip.
Alles Banane oder was?
Elvira Ritterbusch, Bevern
Lesermeinung im TAH vom 14.10.09
Ziegenprojekt - Warum auf dem Heidbrink?
Ein offener Brief an die Mitglieder des Kreistages
Als ich letzte Woche aus meinem Urlaub zurückgekehrt bin, war eine meiner ersten Tätigkeiten den Stapel TAH zu sichten. Sofort vielen mir die diversen Berichte über das geplante Ziegenprojekt ins Auge.
Entsetzt war ich, dass der Fleckenrat Polle eine Empfehlung (wenn auch mit Bedingungen) gegeben hat, den Heidbrink aus dem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen, um den Weg für eine Baumaßnahme freizumachen, über die es keine ausreichenden Informationen, aber immer mehr Fragen gibt und man immer noch nicht weiß, ob das Projekt überhaupt genehmigungskonform ist.
Im Moment liegen nur eine Grundrissskizze und ein paar Fotos eines ähnlichen, aber viel kleineren Projektes aus Holland vor.
Wir wissen überhaupt nicht, was uns erwartet, da es noch keine Planungsunterlagen gibt, geschweige denn ein Bauantrag eingereicht wurde.
Es wird aber schon kräftig abgerissen. Ich kann die Politik und Behörden ja verstehen, wenn sie versuchen ein Unternehmen in unserer Region zu unterstützen und zu fördern, zumal es jahrelang Gewerbesteuern bezahlt hat und die gesamte Region davon profitiert hat - aber bitte nicht um jeden Preis und im Rahmen der Gesetze und Regeln.
Abgesehen von den Tierschutz- und umweltrechtlichen Fragen, warum muss es denn unbedingt der Heidbrink sein? Gibt es doch sicher in der Glesse oder auf der Ottensteiner Hochebene genügend Platz, um dort die Stallungen zu bauen.
Es hätte den Vorteil, dass die Anlage näher am Hauptwerk der Firma Petri ist und somit die Transportwege wesentlich kürzer wären. Oder gibt es noch einen anderen Grund den Heidbrink aus dem Landschaftsschutzgebiet zu nehmen?
Ich appelliere an die Mitglieder des Kreistages: machen Sie dem Wahnsinn ein Ende und stimmen Sie für den Verbleib des Heidbrinks im Landschaftsschutzgebiet und damit für den Erhalt unserer schönen Landschaft.
Reiner Wölk, Heinsen